RÜCKSCHAU ― PRESSEECHO 160 Jahre Bouffes-Parisiens
"Große Momente aus einem kleinen Theater"
Vor 160 Jahrengründete Jacques Offenbach in der Pariser Passage Choiseul ... das kleine Theater der Bouffes-Parisiens. Dem "Gegen-den-Strom"-Festival im Zusammenschluss mit der Jacques-Offenbach-Gesellschaft Bad Ems gab dieses Jubiläum den Anstoß, Maître Jacques am Ort seines ... Wirkens ... mit einer von Peter Hawig zusammengestellten Hommage gebührend zu würdigen. Dass dieses Konzert mit Juliette Khalil (Sopran), Julian Alberto Henao Gonzalez (Tenor), Helmut Höllriegl (Bassbariton), Werner Lemberg (Klavier, musikalische Leitung), Peter Hawig (Moderation) beim Publikum im gut besuchten Saal eine Resonanz mit Anzeichen höchster Begeisterung finden würde, übertraf wohl alle Erwartungen. ... An den Notenpulten standen Solisten, die eine Menge Spiellaune auf die Bühne brachten. Dank Annegret Ritzels Feinarbeit in Körpersprache, Gestik, Mimik, schafften die Protagonisten nicht nur stimmlich eine frappierende Anverwandlung an die stetig wechselnden Figuren ihrer Szenen. Auch im konzertanten Bereich vermochten die szenischen Ausschnitte aus Stücken wie "Orpheus", "Seufzerbrücke", "Pepito", "Pomme d'Api", "Tulipatan", "Die Schäfer" oder auch "Coscoletto" ungetrübtes Vergnügen zu bereiten. Juliette Khalil, die zurzeit als Klärchen im "Weißen Rößl" an der Wiener Volksoper auftritt, traf den spritzigen Offenbachton vorzüglich. Sie entzückte als Eurydike im "Orpheus" und betörte mit ihrer großen, schönen Stimme und bezaubernd leichten Koloraturen in Duetten und Terzetten. Der in Barockopern und Operetten am Schlosstheater Schönbrunn mitwirkende Julian Alberto Henao Gonzalez führte seinen lyrischen Tenor leicht und locker zu temperamentvollen Höhepunkten. Das Enten-Couplet aus "Die Insel Tulipatan" ... brachte seine komödiantische Begabung zutage. Die Duette aus "Seufzerbrücke" und "Die Schäfer" machten aus Gonzalez und Khalil ein Offenbach'sches Traumpaar. Helmut Höllriegl brachte mit seinem sonoren, ebenso voluminösen wie variablen Bassbariton sowohl ein buffoneskes Couplet aus "Pomme d'Api" als auch eine dunkel-tragische Arie aus "Coscoletto" zu Gehör. Terzette wurden zu musikalischen Freudenfesten wie das "Trinklied" aus "Pepito". Die Musikpersiflage des "Salon Pitzelberger" à la italienische Tragödie wird man rasanter, frecher, auch musikalisch geistreicher wie an diesem Abend nicht gehört haben. Dass die Sänger live singen konnten, war dem kongenialen Pianisten Werner Lemberg zu verdanken. Er setzte in seinem abendfüllenden Tastenmarathon souverän nicht nur jede Szene begleitend in Szene, sondern brillierte auch solistisch mit "Coscoletto"-Ouvertüre, Ballettmusik, Vorspielen aus dem großen Repertoire des kleinen Théâtre des Bouffes-Parisiens. (Karl Haxel, in: Rhein-Lahn-Zeitung, 28. September 2015)
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